Maori sind die Ureinwohner von Neuseeland. Ihre Tätowierungen gehören zu dem Fundament, auf dem die heutige Tattoo-Szene der westlichen Welt
steht. Der Ursprung der heutigen Tätowierungen liegt bei den Bewohnern von Polynesien auf den Marquesas Inseln.
Eine der Haupteigenschaften der neuseeländischen Maori-Tattoos sind die doppelten, spiralförmigen Linien. Diese unverkennbaren Spiralen nennt man Moko. Sie sind das Grundelement aller sich darauf aufbauenden Tattoo Muster und -Ornamente. Diese Tattoo-Form ist es auch, die ihren modischen Weg in unsere Gesellschaft auf unsere Rücken, unsere Arme und Beine gefunden hat. Der kraftvollen Symmetrie ist es zu verdanken, dass diese Tattoo-Stilrichtung in so kurzer Zeit extrem viele Fans gefunden hat. Maori-Tattoos werden normalerweise einfarbig tätowiert und können in jeder Größe und Form platziert werden. Nur selten sieht man abweichende Variationen, die dann jedoch meist sehenswerte Kreativität präsentieren. Beliebte Körperstellen für ein Maori-Tattoo sind neben Oberarm, Rücken, Steiß und Wade, immer öfter auch der Fußrücken.
Bei den Maori galt, dass nur die Adeligen und die Freien ihren Rang, ihren Stand oder ihren Reichtum mit einer Tätowierung darstellen durften. Wie es auch bei den poynesischen Tattoos üblich war, waren die Männer der Maori zum Teil weit mehr tätowiert als die Frauen. Am gefragtesten waren die Gesichts Tattoos. Die Gesichts-Tätowierung sagte alles über den Familienstand des Trägers bzw. der Trägerin aus, sowie über die Position oder den Rang innerhalb des Stammes.
Die Der bekannte Sänger Robbie Williams trägt unter anderem ein Maori Tätowierung.
Die Polynesier stellten ihre Tattoo Farbe her, indem sie Samenkerne verbrannten und die Kohle dann mit Kokosoel mischten.
Das Thema der Tribal-Geschichte ist viel zu komplex und umfangreich, als dass man es in nur einer Ausgabe des Tattoo-Spirit abhandeln könnte. Wir wollen daher in den kommenden Magazinen je einen der historischen Eckpfeiler der heutigen Tribal-Vielfalt intensiv betrachten. Diesmal beschäftigen wir uns mit der Welt der neuseeländischen Maori und deren Tattoos.
Er war der in den Niederlanden aufgebrochene Abel Tasman , der als erster europäischer Entdecker bekannt ist. Im Dezember im Jahre 1642 landete er im Norden der Südinsel, die man heute
Golden Bay nennt. Als er jedoch von den Maori angegriffen wurde, floh er wieder. Trotzdem skizzierte er eine Teil der westlichen Küste der zwei Hauptinseln. Er nannte sie Nieuw
Zeeland . Erst 1769 kam James Cook auf seinen Fahrten in diese Bereiche, um neue Langebiete zu entdecken zu kartographieren. Weitere 21 Jahre später, ab 1790 bekam die europäische
Kolonisierung ihren Höhepunkt.
Sowohl vor als auch nach Ankunft der Europäer haben Maori bewiesen, dass sie exzellente Krieger sind. Nur die Männer kämpften, und eine der wertvollsten
Waffen war die speerartige Taiaha. Noch heute machen die Maori bei Feierlichkeiten von dieser meist wunderschön geschnitzten Waffe Gebrauch, und ihre Verwendung wurde zu einer höchst anspruchsvollen Form der Kunst. Eine andere fürchterliche Waffe war die Mere
(Keule), schön geschnitzt und zum Teil aus Pounamu (Grünstein oder Jade). Ein Krieger mit einem vollständigen Moko (Tattoo)
auf dem Gesicht, der ein Taiaha oder Mere schwingt, ist ein wahrlich furchterregender Anblick.
Die Tattoos selbst durften nicht etwa von jedermann getragen werden. Sie waren Ausdruck des sozialen Standes eines Maori. Der Mythologie nach begannen die Tätowierungen der Maori mit einer
Liebesgeschichte zwischen einem jungen Mann namens Mataora und Niwareka, einer Prinzessin. Niwarekas Vater unterrichtete Mataora in der Kunst des Tätowierens.
Das wohl berühmteste Tattoo der Maori ist das sogenannte Moko, ein Gesichtstattoo, das in seiner Ausführung weltweit einzigartig ist. Archäologischen Funden
nach zu urteilen kamen Moko-Tätowierungen von Polynesien aus nach Neuseeland. Der Tattoo-Prozeß eines Mokos war langwierig und äußerst schmerzvoll. Das
Instrument, das zum Tätowieren benutzt wurde, war eine Art Meißel. Aus Knochen gefertigt, wurde dieses Instrument an einer Seite stark geschärft. Im ersten Schritt wurden mit diesem Meißel
tiefe Schnitte in die Gesichtshaut gezogen. Anschließend benetzte man den Meißel mit einer Tinktur, die entweder aus verbrannten Kauri-Muscheln oder Gummi bestand, wahlweise auch aus verbranntem
Obst und Blattraupen gewonnen wurde. Diese Farbe wurde dann mit dem Meißel in die Wunde gedrückt. Diese Art der
Tätowierung war wirklich sehr unangenehm, und oftmals wurden Blätter des Karaka-Baumes auf die stark geschwollene Gesichtshaut gelegt, um die Schmerzen ein
wenig zu lindern und den Heilungsprozess zu beschleunigen. Der Kopf eines Maori wurde für den heiligsten Teil des Körpers gehalten, und weil das Tätowieren Blut kostete, wurde auch der
Tätowierer (tohunga-ta-oko) als heiliger Mann angesehen. Alle hochrangigen Maori trugen Tattoos, diejenigen ohne solchen Körperschmuck betrachtete man als Menschen ohne sozialen Status.
Während der Prozedur eines Mokos war sexueller Kontakt verboten, sowie die Aufnahme fester Nahrung. Wasser und flüssige Nahrung wurden dem Tätowierten mittels
eines Holzrohres gereicht, um so die Gefahr von Kontamination so gering wie möglich zu halten. Letzten Endes war dies aufgrund der massiven Schwellungen aber auch die einzige Möglichkeit des
Tätowierten, während der Heilungsphase zu essen oder zu trinken.
Neben den hauptsächlichen Gesichtstattoos hatten die Maori der Region North Aukland zusätzliche Tattoos. Doppelte spiralförmige Linien zogen sich von der Hüfte aus über den Po, hinunter zu den
Beinen bis hin zu den Knien. Diese Tattoo-Form ist es dann auch, die ihren modischen Weg in unsere Gesellschaft, auf unsere Rücken, unsere Arme und Beine gefunden hat. Selbst Popstars wie Robbie
Williams schmücken sich mit diesen traditionellen Tattoos und unterstützen so den regelrechten Hype, der in den letzten Jahren um diese Stilrichtung entstanden ist.
Ebenfalls bis heute überlebt haben Teile der traditionellen Maori-Tänze. Der Haka wurde vor einer Schlacht getanzt. Der tätowierte Maori, mit dem Speer in der Rechten, mit der Linken auf die Knie
schlagend und dem Feind die Zunge rausstreckend - das ist das Bild, das man von einem Maori kennt. Interessanterweise werden diese Haka-Tänze noch heute von der neuseeländischen
Rugby-Nationalmannschaft gezeigt. Vor jedem Spiel stellt sich das Team vor seinen Gegner und führt dieses Ritual auf. Die Spieler tragen komplett schwarze Trikots mit einem silbernen Farn-Emblem
auf der Brust, daher tragen sie den Namen "All Blacks". Ihr Schlachtruf lautet: "Wir sind die All Blacks der neuseeländischen Menschen, wir stehen auf diesem Feld und erwarten den Kampf, hinter
unseren Rücken spüren wir die Kraft der Tradition durch die, die zuvor gegangen sind, über unseren Herzen tragen wir den silbernen Farn, die Herausforderung liegt nun bei euch, nehmt sie an, wenn
ihr euch traut, denn wir werden nicht weichen an diesem Tag, und die Schwäche des Herzens wird verloren sein."
Die Maori sind eines der wenigen Völker, die es geschafft haben, ihre alten Traditionen für sich zu bewahren, ein stolzes Volk, geprägt durch seine Mythologie und seinen Glauben. Sie haben uns
die Vielfalt ihrer Tattoos geschenkt, und wir sollten diese nicht nur aus modischen Gründen tragen wollen, sondern vielmehr voller Stolz, genauso wie sie. Ein Tattoo ist eben immer mehr als nur
Farbe unter der Haut…
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